Pflegedienstleitung im Interview zur Corona-Krise

Pflegedienstleitung im Interview zur Corona-Krise

Hintergrund Informationen zur Interviewpartnerin:

Amina Jauschowetz ist 25 Jahre alt und Leiterin\Eigentümerin eines privaten Pflegeheims in der Steiermark. Sie engagiert sich seit Längerem in der Politik und ist bei der FPÖ aktives Parteimitglied. Die Corona-Krise hatte auch Auswirkungen auf den beruflichen Alltag von Amina. Im Interview erzählt sie uns mehr dazu.

 

Das Interview:

1. Corona kam für einige recht überraschend. Hast du persönlich mit solche einer Entwicklung gerechnet?

  • Nein, mit solch einer Entwicklung hätte ich nicht gerechnet. Hätte nicht geglaubt, dass es zu uns nach Österreich kommt.

2. Inwiefern hat Corona deinen Arbeitsalltag beeinflusst? (Arbeitszeit, Personal besonders die Lage mit Arbeitskräften aus dem Ausland)

  • Corona hat unseren Arbeitsalltag sehr beeinflusst. Wir haben jeden Tag Nachrichten bekommen, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht mehr über die Slowenischen und Ungarischen Grenzen kommen.
  • Wir mussten Krisenpläne erstellen und nach denen wird bis jetzt gearbeitet.
  • Dann wollte das Land für kurze Zeit, dass wir in unserem Pflegeheim noch zusätzlich Betten einschieben für Menschen die von der 24 Stunden Pflege betreut werden.
  • Da wir 2 Betten leer hatten, mussten wir diese trotz Corona besetzten natürlich nur mit dem Test, der musste natürlich negativ sein. Diese 2 Damen mussten wir dann 14 Tage komplett isolieren und unter Quarantäne stellen. (Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht mal die richtigen Mundschutzmasken)
  • Corona hat uns psychisch sehr auf die Probe gestellt und mich als PDL an meine Grenzen gebracht . Kaum hat man was fertig gemacht kamen schon wieder die nächsten Anordnungen.
  • Bei den ausländischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen war auch jedes Mal was Neues, mal ein ärztliches Artest, dann war das wieder ungültig. Dann eine Bestätigung, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei uns Arbeiten, auch das war dann wieder hinfällig. Kurze Zeit hieß es, dass alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen Corona Test an der Grenze vorweisen müssen, sonst dürfen sie nicht einreisen. Zu dieser Zeit hat aber kein Arzt und keine Ärztin einen Test vorgenommen. Das kommt erst alles jetzt. Eine Mitarbeiterin aus Ungarn reiste immer mit dem Koffer hin und her, weil sie nie wusste ob sie Einreisen darf oder nicht. Einmal haben Sie sie an der ungarischen Grenze zurückgeschickt und gesagt, sie darf nur mehr durch ein Land reisen, sonst darf sie in Ungarn nicht einreisen.

3. Wie wird die Lage von den Patienten und Patientinnen in deinem Betrieb verkraftet? (Kein Besuch, psychologische Betreuung etc.)

  • Anfangs war es sehr hart für unsere Bewohner und Bewohnerinnen. Viele haben immer geweint, weil sie es einfach nicht verstanden haben, dass keiner kommen darf.
  • Besonders Bewohner die an Demenz erkrankt sind, leiden darunter sehr. Sie brauchen besonders viel Zuneigung und Berührungen. Da hilft das ganze Reden nicht. 2 Meter Sicherheitsabstand in der Pflege, wie soll das gehen? Bei der Körperpflege bei Toilettengängen 2 Meter auf Abstand gehen wird sicher gut funktionieren. Mit Mundschutzmasken zu einem Bewohner hin gehen? Die haben panische Angst, weil sie diejenige Person nicht erkennen. Da würden Sie nicht mal eine Pflege zulassen?
  • Wir haben dann über WhatsApp Video-Telefonie eingeführt, dies funktioniert gut und wird auch gut angenommen.
  • Wir posten in dieser Zeit natürlich auch mehr Bilder auf unserer Facebookseite, dass die Angehörigen sehen, dass es Ihnen auch gute geht.

4. Was ist deine Meinung zu solidarischen Aktionen wie z.B. gemeinsames Klatschen um 18 Uhr um allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Gesundheitsbereich zu danken?

  • Davon halte ich absolut nichts.
  • Auf die Pflege hat vorher auch kein Mensch geschaut, es war einfach immer alles selbstverständlich. Und wenn die Pflege mal was gebraucht hat, bekamen wir auch keine Unterstützung. Deshalb kann man sich die Klatscherei sparen, davon haben wir eh nichts.

5. Wurde Kurzarbeit in eurem Betrieb in Anspruch genommen?

  • Nein

6. Was ist deine Meinung zur Handhabung der Krise unserer Regierung? Was haben sie gut gemacht, was eher schlecht?

  • Anfangs fand ich es gut, dass die Regierung so gehandelt hat
  • Jetzt finde ich es einfach nur mehr schlimm und übertrieben.
  • Die Überwachungsapp und die Impflicht geht einfach zu weit. Jeder ist Selbstbestimmt und kann über seine Gesundheit selber entscheiden, das braucht mir kein Politiker und Politikerin vorgegeben.
  • Siehe da Beispiel Schweden, die haben das alles gut ohne Komplettisolierungen gemeistert und die Todesrate bei 10 Millionen Einwohner ist im Normbereich.
  • Bei uns in Österreich war der Großteil nur Panikmache und sonst gar nichts. Kanzler Kurz hat Aussagen getätigt die ich sehr schlimm finde. („Bald wird jeder einen kennen der an Corona verstorben ist oder erkrankt ist“) Ist bei mir nicht der Fall.
  • Momentan gibt es nur Corona Tote, keiner stirbt mehr an Krebs oder Altersschwäche. Menschen die an einem natürlichen Tod sterben werden automatisch in dieser Statistik geführt. Finde ich absolut nicht richtig.
  • In den Spitälern ist die Grundversorgung nicht gewährleistet, LKH Radkersburg geschlossen haben nur ein paar medizinische Betten belegt. Da es freigehalten wird als 5. Corona Spital. Die anderen Spitäler sind auch nicht voll mit Coronafällen, deshalb könnte das LKH Radkersburg wieder den normalen Betrieb aufnehmen.
  • Alle Untersuchungen die geplant waren, mussten alle abgesagt werden.

7. Was hältst du von den Lockerungen die bereits eingetreten sind und jenen die in den nächsten 2 Wochen folgen werden?

  • Manche wurden einfach benachteiligt. Z. B. McDonalds durfte aufmachen und ein heimischer Gastwirt leidet noch immer an dieser Situation.
  • Es wird alles vorgeschrieben wie man was machen darf und soll.
  • Man muss mit Mundschutz einkaufen gehen, wobei der Mundschutz schlimmer ist wie alles, da es die Gesundheit massiv gefährdet.

8. Wie funktioniert die Versorgung mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel durch die Regierung?

  • Dann müssen wir bis heute Evaluierungsbögen an das Land schicken, 1-mal pro Woche, wo man Hygiene Artikel und vor allem Mundschutzmasken FFP3 bestellen kann. Wir haben erst vor 2 Wochen die richtigen Masken zur Verfügung gestellt bekommen. Vorher mussten wir improvisieren, da wir auch nichts erhalten haben vom Land. Meine Mitarbeiterin ist zu Hause gesessen und hat Mundschutzmasken genäht.
  • An Schutzausrüstungen hatten wir fast gar nichts. (Keine OP-Mäntel, keine FFP3 oder FFP2 Mundschutzmasken, keinen Augenschutz, keine Kopfbedeckung) alles wurde angefordert erhalten haben wir nichts.
  • Kein Desinfektionsmittel mehr, wir bekamen dann Nachschub von der Apotheke, weil alles ausverkauft war. Nicht mal der Einmalmundschutz war lieferbar, den wir aber so auch immer bestellen müssen da wir eine Bewohnerin haben die MRSA positiv ist und wir ohne Schutz nicht ins Zimmer gehen dürfen.

9. Systemrelevante Berufe sind vor allem Berufe in jenen Frauen arbeiten (Supermarkt, Gesundheitswesen, Bildungswesen) welche oft auch Betreuungspflichten gegenüber den Kindern haben. Wie sieht die Geschlechterverteilung unter deinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus und wie wird mit Betreuungspflichten durch Schließung der Schulen umgegangen?

  • Wir haben bunt gemischtes Personal, also Männer und Frauen
  • Es musste nur eine Mitarbeiterin mit den Stunden reduzieren da sie keine Betreuung für ihre Kinder hatte.
  • Bei den anderen war es gut geregelt da der Großteil der Männer zu Hause war

10. Die Gewerkschaftsforderung des Pflegebereiches war von der Krise eine 30 Stunden Woche. Nun wurde ihnen eine Reduktion um 1,5 Stunden in 2 Jahren versprochen, was dann einer 35 Stunden Woche entsprechen würde. Was hältst du von der Forderung einer 30 Stunden Woche und wie siehst du das Ergebnis von einer 35 Stunden Woche in 2 Jahren?

  • Bei Personalmangel der bereits eh schon ist in der Pflege ist, ist es nicht angebracht.

11. Wie viel ausgebildetes Personal (Pflegekräfte, ärztliches Personal) steht in deinem Betrieb pro Patient/in zur Verfügung?

  • Das variiert, da es sich immer nach den Pflegestufen richtet.

 

Anmerkungen von re-think:

Das Interview umfasst in der Originalfassung noch weitere Fragen, die von der Interviewpartnerin nicht beantwortet wurden. Folgende Fragen standen noch in der Originalfassung:

12. Gibt es Möglichkeiten wie Individuen dem Gesundheitssektor helfen können?

13. Durch die Corona-Krise haben sehr viele Menschen ihren Job verloren und das Armutsrisiko hat sich somit in unserer Gesellschaft vervielfacht. Wie könnte man dem deiner Meinung nach entgegen wirken und was hältst du von Ideen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen?

14. Corona ist hoch ansteckend, weshalb Menschenansammlungen vermieden werden sollen. In gewissen Flüchtlingslagern am Rande Europas ist dies nicht möglich. Wie hoch schätzt du das Risiko in diesen „Zeltstädten“ ein?

15. Vergleicht man die internationalen Zahlen, wird deutlich das westliche Länder oft mehr Infektionen und Todesopfer haben als asiatische Länder. So hat Vietnam beispielsweise immer noch 0 Todesfälle obwohl die geographische Lage weit näher an China ist. Kommunistische Länder wie Kuba oder Vietnam stellen sowohl medizinisches Personal als auch Ressourcen für westliche Länder wie Italien zur Verfügung. Handeln kommunistische Länder deiner Meinung nach besser in dieser Krise? Waren sie deiner Meinung nach besser auf eine Pandemie vorbereitet?

16. Das Robert-Koch-Institut hat im Auftrag der deutschen Bundesregierung 2013 einen Bericht veröffentlicht, indem sie vor einer möglichen Corona Pandemie warnen. Das Institut beschreibt ein Szenario, indem ein Corona Virus aus China eine weltweite Pandemie auslöst. Findest du jene Warnungen und Berichte wurden von Europa zu wenig ernst genommen? (Mehr Informationen zum Bericht: https://www.derstandard.de/story/2000116144720/die-corona-prophezeiung-der-deutschen-regierung?ref=artwh)

re-think hat dieses Interview durchgeführt und die Fragen dafür zusammengestellt. Die Antworten stammen von der Interviewpartnerin und entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung von re-think. Bei Fragen an re-think oder die Interviewpartnerin einfach ein Kommentar hinterlassen.

No Reform, No Revolution! What We Need Is Evolution.

No Reform, No Revolution! What We Need Is Evolution.

Die Eliten

Das unser Gesellschaftssystem gröbere Probleme hat, wird immer mehr Menschen bewusst. Diese Menschen eint nicht die politische Gesinnung, aber der Wunsch nach Veränderung. Linke wie auch rechte Menschen kommen zum Schluss, dass unser System von „Eliten“ beherrscht wird und hier etwas geändert werden muss. Wie diese Veränderung aussehen soll, unterscheidet die politischen Gruppierungen voneinander. Die einen wollen Reform, die anderen wollen Revolution.

Bleiben wir vorerst jedoch bei der Gemeinsamkeit, der Analyse von „Eliten“ beherrscht zu werden. Ein System in dem „Eliten“ das Sagen haben, wird Hierarchie genannt. Links wie auch Rechts glaubt also an ein Gesellschaftssystem, dass wie eine große Pyramide aufgebaut ist. Beim Aufbau einer Pyramide ist interessant, dass die Oberen Steine von den Unteren getragen werden. Die oberen Steine sind also abhängig von den unteren. Ohne die Steine unten, gäbe es kein Oben.

Im Grunde ist eine Hierarchie ein großes Schneeballsystem. Die Vielen arbeiten für den Wohlstand der Wenigen. Es liegt in der Natur einer Hierarchie, dass sie eine unterdrückende Funktion einnimmt. Denn wie bei der Pyramide drückt der obere Stein auf den unteren. Der Untere muss die Last des Oberen mittragen, während die Spitze, die Elite, Freiheit und gute Aussicht genießen kann. Das bedeutet die Wenigen machen die Regeln, bei ihnen konzentriert sich die Macht. Im Grunde hat sich also seit Anbeginn der menschheitsgeschichtlichen Aufzeichnung nicht viel verändert. Zwar wurden gewisse Hierarchien von anderen abgelöst, aber die Machtkonzentration in wenigen Händen ist geblieben. Vom antiken Ägypten bis heute scheint die Menschheit ihre Faszination für Pyramiden nicht überwunden zu haben.

Reform & Revolution

Kommen wir nun zu den Unterschieden. Rechte Gruppierungen sind in ihrem Kern meist konservativ. Das bedeutet sie sind grundsätzlich einverstanden mit dem Status Quo, also dem „Ist-Zustand“ des Systems. Es geht ihnen nicht darum das System zu ändern, sondern Änderungen im System vorzunehmen, um einzelnen Probleme des Systems auszumerzen. Dementsprechend sind rechts Gesinnte meist für Reformen. Eine Reform ist im Grunde eine Regeländerung. Das Spiel bleibt das Gleiche. Eine Reform ist nie eine reale Veränderung der Machtverhältnisse, immer nur ein kleines Machtzugeständnis. Nehmen wir Monopoly als bildliches Beispiel: eine Reform wäre es, wenn gewisse Spielfiguren 2000€ mehr fürs Über-Los gehen bekommen. Es würde eine Zeitlang helfen, aber irgendwann sind die Mieten so hoch, dass sie sich keiner mehr leisten kann.

Linke Gruppierungen sind im Kern progressiv. Das bedeutet sie sind mit dem Status Quo nicht einverstanden. Sie wollen daher den „Ist-Zustand“ des Systems verändern. Daher wünschen sie sich Revolutionen. Eine Revolution ist immer gegen das herrschende System gerichtet. Somit ist eine Revolution nicht nur eine Änderung im bestehenden System, sondern eine Änderung des Systems. Es sollen also nicht die Regeln geändert werden, sondern ein anderes Spiel gespielt werden. Monopoly in der 10. Generation ist für die meisten einfach nicht lustig. Deshalb soll ein neues Spiel her, das die Machtverhältnisse neu verteilt.

Positionierung

Ich persönlich ordne mich heute dem linken Teil des politischen Kompasses zu, aber das war nicht immer so. Ich forderte lange Reformen im System. Mir war es damals nicht bewusst, aber als ich Reformen forderte, forderte ich neoliberale Politik. Viele Medien portraitieren diese Politik als links und ich glaubte das lange. Nachdem ich später mehr über neoliberale Ikonen wie Margaret Thatcher oder Ronald Regan erfahren habe, verging mir dieser Glaube. Die Wahrheit ist: neoliberale Politik befindet sich am rechten Teil des politischen Kompasses. Vereinfacht kann man sagen, neoliberale Politik ist die rechte Linke.

Irgendwann kam ich an den Punkt, dass mir eine Reform sinnlos erschien. Daraus schlussfolgerte ich, dass eine Revolution die Lösung sein könnte. Ich plädierte jetzt 3 Jahre lang für eine allumfassende Revolution unserer Lebensrealität, doch in den letzten Tagen bekam ich Zweifel, ob 1) eine Revolution wirklich die Lösung ist und ob 2) wir uns eine Revolution überhaupt leisten können.

Zweifel

Die Zweifel zu Punkt 2 kamen zuerst. Eine Revolution ist meist nicht nur eine Systemänderung, sondern sehr oft auch eine Entladung von gesellschaftlicher Wut, die sich vollkommen zurecht angestaut hat. Ganz grundsätzlich macht das eine Revolution zu einer dekonstruktiven Macht. Eine Revolution ist das wütende Kind, dass nicht verlieren kann und deshalb das ganze Spiel zerfetzt. Das eine Revolution dekonstruktiv ist, sieht man auch sehr gut in der Rhetorik und Wortwahl revolutionsaffiner Menschen. „Niederbrennen“ oder „Zerschlagen“ sind Beispiele, die man in der Linken immer wieder hört. Das herrschende System soll zerstört werden, um ein Neues aufzubauen. Wie der Phönix aus der Asche.

Meine Zweifel drehen sich genau um diese Tatsache, dass eine Revolution immer eine dekonstruktive Entladung ist. Ich habe Zweifel, dass eine solche Entladung von unserer Umwelt nicht mehr verkraftet werden kann. Vor allem wenn man militärische Möglichkeiten der Gegenwart bedenkt, scheint es unwahrscheinlich, dass unsere stark geschwächte Lebensgrundlage nach dem „niederbrennen“ wiederaufgebaut werden kann. Unsere Lebensgrundlage, dieser Planet, ist durch zunehmendes dekonstruktives Verhalten der Menschheit bereits enorm geschwächt. Wir müssen nichts mehr anzünden, unsere Welt brennt bereits wortwörtlich. Wir sollten nicht mehr zündeln, sondern versuchen das Feuer zu löschen, aber das geht halt nicht mit Benzin. Wut ist Benzin, es ist ein Katalysator, ein Treibstoff, ein Brandbeschleuniger.

„Gerechtigkeit“

Revolutionen entstehen meist dann, wenn die Machtkonzentration hoch ist und der Großteil der Bevölkerung somit schon viel einstecken musste. Der Frust wächst somit langsam in der Gesellschaft und entlädt sich dann als Wut auf die bestehenden Verhältnisse. Kaputt machen, um aufzubauen. Ein Rundumschlag, der von tiefen Gefühlen der Ungerechtigkeit angetrieben wird, hat zumeist ein Bedürfnis „Gerechtigkeit“ herzustellen. Und an diesem Punkt wird es spannend, denn „Gerechtigkeit“, „Rache“ und „Selbstjustiz“ werden in unserer Gesellschaft leicht zu Synonymen.

Die großen Revolutionen der Geschichte endeten sehr oft mit rollenden Köpfen. Für die Opfer war lediglich der Tod der Herrschenden „Gerechtigkeit“. Sie konnten ihre „Gerechtigkeit“ somit nur in „Rache“ finden. Eine Revolution will sich von Herrschaft befreien. Das Problem liegt bei „sich“: Es geht nicht darum Herrschaft abzuschaffen, es geht darum sich selbst (und nur sich selbst) von Herrschaft zu befreien. Und wie geht das am einfachsten? Indem man selbst zum Herrschenden wird. Mit Wut im Bauch ein kleiner Schritt.

Andere Revolutionen mögen zwar weniger blutig gewesen sein, aber sofern Revolutionen Erfolg hatten, war es nun an den zuvor Beherrschten „Gerechtigkeit“ zu definieren. Die Machtverhältnisse wurden nicht abgeschafften, sondern neu verteilt. Selbst Marx konnte diesem Verständnis von „Gerechtigkeit“, das sich als Rachefantasie entpuppt, nicht entkommen. In seiner Vorstellung könnte man die Freiheit aller Menschen nur dann erreichen, wenn die im Kapitalismus unterdrückte Arbeiter*innenklasse, danach ein paar Jährchen herrschen darf. Also vom Unterdrücktem, zum Unterdrücker zu werden. Um es den Unterdrückern halt doch noch ein bisschen heimzuzahlen, bevor wir in der Utopie leben können. In Marxs Fantasie gibt die herrschende Arbeiter*innenklasse danach freiwillig die Macht ab. Gleichzeitig geht Marx aber davon aus, dass Kapitalist*innen ihre Macht niemals freiwillig abgeben würden. Das Ziel durch Herrschaft Freiheit zu generieren ist absurd. Das bestätigt uns leider auch die Geschichte.

Oben und Unten

Kurze Zeit nach vielen „erfolgreichen“ Revolutionen kristallisierte sich einfach eine neue Elite heraus. Entweder konkurrierten die Revolutionär*innen um die Spitze der Hierarchie, oder die aktuellen Machtverhältnisse konnten nur kurzzeitig geschwächt werden und die alten Eliten herrschten weiter.

Meine Bedenken zu Punkt 1 resultierten erstmals aus dieser Analyse zu Punkt 2. Wenn das Maximum was Revolutionen erreichen können nur eine Neuverteilung von Macht im bestehenden hierarchischen Herrschaftssystem ist, dann kann eine Revolution nicht die Lösung für unsere gegenwärtigen Krisen sein. Wenn wir die Lage ehrlich betrachten, liegt das Problem in Herrschaft an sich. Das Problem liegt an Hierarchien, denn solange diese unsere Gesellschaft „ordnen“, solange wir alles hierarchisieren, wird es immer ein Oben und ein Unten, Unterdrücker und Unterdrückte geben.

Begrifflichkeiten

Der Begriff Revolution ist recht klein und er stellt essenzielle Dinge nicht in Frage. Revolution hinterfragt nicht, warum wir seit Jahrtausenden Pyramiden fetischisieren. Revolution fragt nicht was danach kommt, wer danach „Freiheit“ definieren darf. Deshalb wird Revolution wahrscheinlich nie zur Freiheit aller führen. Reformation und Revolution sind zwei Pole eines binären Systems, das nur zwei Arten der Veränderung kennt: Reform, die vorhersehbare Veränderung und Revolution, die unvorhersehbare Veränderung.

Wenn also weder Reform noch Revolution uns retten können, was brauchen wir dann? Wir müssen unserem binären Denken entkommen und eine dritte Art der Veränderung in Betracht ziehen. Wir brauchen eine konstruktive Veränderung. Wir müssen uns weiter entwickeln und neue Wege finden mit dieser Wut umzugehen. Wir müssen erwachsen werden. Wir dürfen nicht mehr alles klein hauen, um ein neues Spiel zu spielen. Wir müssen erkennen, dass gewisse Dinge im Leben kein Spiel sind.

Wir müssen die nächste Stufe erreichen, vom Teenager zum Erwachsenen werden. Was die Menschheit braucht ist Evolution. Evolution ist konstruktiv. Sie zerstört nichts. Sie entwickelt weiter was funktioniert und lässt hinter sich was ineffizient ist. Evolution ist nüchterne Evaluation. Evolution ist entweder eine Stufe auf der Evolutionsleiter aufsteigen oder Aussterben. Das sind die Regeln unserer Natur. Wir kennen sie, da wir sie erforscht haben. Also sollten wir diesen Regeln auch Beachtung schenken. Reform und Revolution sind menschgemachte Lösungen für ein Problem in einem menschgemachten System. Im Moment steuert die Menschheit Richtung Aussterben, was klar ein ökologisches Problem ist (auch wenn wir uns die Suppe selbst eingebrockt haben). Wenn wir dieses ökologische Problem lösen wollen, können wir das nicht mit menschgemachten Lösungen, sondern nur mit ökologischen. Aussterben wäre die eine ökologische Lösung. Evolution die andere. Es liegt an uns zu entscheiden welchen Weg wir anstreben.

Rede Donnerstagsdemo 23.05.

Rede Donnerstagsdemo 23.05.

Rede von Katrin Graßl zur FPÖ/ÖVP

 

Hallo Graz!

Schön, dass ihr heute alle gekommen seid und noch schöner, dass wir heute etwas zu feiern haben. Ein Etappenziel ist erreicht: Die FPÖ ist weg. Zwar hat sich die FPÖ quasi selbst ausgeschalten, aber trotzdem war unser Protest nicht um sonst. Wir dürfen stolz auf uns sein, denn im Gegensatz zur FPÖ und ÖVP haben wir Verantwortung übernommen. Wir waren nicht leise, wir haben Zivilcourage gezeigt und uns mit den Opfern dieser menschenverachtenden Regierung solidarisiert. Wir alle hier haben mehr Rückgrat gezeigt als diese Politiker*innen jemals haben werden! Und ich denke, dafür haben wir uns einen lautstarken Applaus verdient!

Wer hätte schon gedacht, dass ein Urlaubsvideo ausreicht, um den wahren Charakter unserer Politik aufzuzeigen? Viele zeigten sich schockiert darüber, wie unsere Politik hinter den Vorhängen agiert. Viele haben sich wortwörtlich „gewundert was alles geht“. Ich denke nicht, dass die FPÖ diesbezüglich ein Sonderfall ist. Manipulation und Korruption scheinen Teil des politischen Systems in Österreich zu sein. Man könnte der FPÖ fast dankbar sein, dass sie im Gegensatz zu anderen Parteien so unvorsichtig sind und sich beim Korrumpieren erwischen lassen. Jetzt wissen wir wenigstens ganz offiziell, dass wir für mache Politiker*innen nur Bauern am Schachbrett sind. Ibiza hat uns unmissverständlich gezeigt, was in der Politik zählt: Geld, Wirtschaft und Macht. Für Menschlichkeit bleibt dabei kein Platz!

Vor allem Gudenus zeigt gerade wie wenig Menschlichkeit in ihm steckt. Eine Ausrede nach der anderen wird von der FPÖ herausgeschossen, doch Gudenus setzt noch einen drauf. Er meinte ihm wären K.O. Tropfen verabreicht worden. Damit verhöhnt er alle wirklichen Opfer dieser Gewaltform. Auch Strache sieht sich als Opfer einer „schoafen Russin“ und seines eigenen Machogehabes. Das Kokain, für welches er andere Menschen einsperren lässt, erwähnt er nicht. Dafür erwähnt er den bösen Alkohol und da muss man Strache in seiner Opferrolle schon verstehen, immerhin hat Gudenus ihn mit einer Glock zum saufen gezwungen.

Ja, heute ist ein Tag zum Feiern, aber wir sollten uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Kurz, der alles erst möglich gemacht hat, sitzt immer noch in der Regierung und inszeniert sich ebenfalls als Opfer. Er ist genauso wie wir von der FPÖ „getäuscht“ worden. Wer hätte denn schon wissen können, dass Rechtsextreme wie Strache und Gudenus nicht von unseren demokratischen Grundwerten überzeugt sind? Er wusste genau worauf er sich einlässt. Nun sollte er auch die Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen und ebenfalls die Regierung verlassen. Das tut er aber nicht. Lieber spielt sich Kurz als Retter der Nation auf. Er rettet uns aus der Krise, die er selbst herbeigeführt hat und wir sollen ihm noch dankbar sein. Lieber Basti, du bist nicht unser Messias, sondern unser Henker! Wir werden dir nicht dankbar sein, dass du die größte Regierungskrise seit der 2. Republik ausgelöst hast! Nein. Wir wollen, dass du gehst!

Wir leben also in brisanten Zeiten. Die Politik tanzt den eigenen Bürger*innen auf der Nase herum, genau deshalb müssen wir ihnen noch genauer auf die Finger schauen. Dieser Skandal muss uns als Bürger*innen ein Denkzettel sein. Wenn unsere Politik uns freudig verkauft und uns nur als manipulierbares Stimmvieh sieht, dann können wir als Gesellschaft uns keine Politikverdrossenheit leisten. Wenden wir unseren kritischen Blick ab, werden sie uns nur noch schneller verkaufen. Es liegt auch an uns Verantwortung zu übernehmen. Jede*r von uns hat eine Stimme und diese sollten wir einsetzten. Nicht nur hier auf der Straße, sondern auch bei den kommenden Wahlen am Sonntag. Wir dürfen solch korrupten Parteien nicht die Bühne überlassen. Deshalb werden wir uns weiter vernetzten, unseren kritischen Blick schärfen und weiter laut sein. Und jetzt seid bitte laut, seid laut für euch und all jene die keine Stimme haben. Lassen wir den angeblichen Linksruck Wirklichkeit werden und zeigen wir Strache und Co. wie man eine richtige Ibiza Party feiert!

Danke.

Rede Donnerstagsdemo Graz 14.02.2019

Rede Donnerstagsdemo Graz 14.02.2019

„Gewalt an Frauen“ – von Andreas

Liebe Artgenossinen und Artgenossen,

Ich darf heute über Gewalt an Frauen zu Ihnen sprechen. Gewalt an Frauen ist keine importierte Gewalt, Sie ist allgegenwärtig auf jedem Kontinent, in jedem Land und das bereits seit Jahratausenden. Kurz um in jedem Patriachat dieser Welt.

Aber was genau ist Gewalt an Frauen?
Gewalt an Frauen kann in physischer, psychischer, sexueller, ökonomischer oder sozialer Form ausgeübt werden. Wenn jede 5. Frau in Österreich von körperliche oder pyschischer Gewalt betroffen bzw. 3 von 4 Frauen von sexueller Belästigung betroffen sind, wer sind dann die Täter?

Unser klassisches Täterbild ist komplett falsch und irreführend. Uns wird eingetrichtert, dass die Täter meist Fremde sind, unbekannte Männer, die in irgendeiner dunklen Gasse auf die Frauen lauern.
Glaubt man aber Schätzungen der Polizei, so werden 90 Prozent aller Gewalttaten in der Familie und im sozialen Umfeld begangen. Das bedeutet, die Täter sind keine fremden, bösen Menschen, sondern Menschen aus dem Umkreis mit Familien. Im Grunde sind Menschen wie du und ich.

Wie schnell man zum Täter wird, musste ich selbst erleben:
Mir wurde vor 10 Jahren von einer Frau vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Mit der Anschludigung konfrontiert, wusste ich nicht umzugehen. Ich verzweifelte. Mir war nicht klar was sie damit meinte. Denn ich war weder gewaltätig, noch habe ich sie anderwertig zu etwas gezwungen. Ihr Vorwurf hatte einfach nichts mit dem Bild einer Vergewaltigung zu tun, das ich im Kopf hatte.
Auf die Idee, dass Sie sich genötigt gefühlt hat oder das Stillschweigen und Nichts sagen keine Zustimmung sind, bin ich erst Jahre später gekommen.

Es ist schmerzlich zu realisieren, dass man keine weiße Weste hat, dass man die Grenzen andere überschritten hat, wenn auch unbeabsichtigt.
Ich kann die Vergangenheit nicht ändern oder ungeschehen machen. Alles was ich machen kann, ist jene Frauen um Verzeihung zu bitten, denen ich weh getan habe und über meine Fehler zu sprechen und so anderen Menschen vielleicht vor denselbingen zu bewahren.

Das Problem ist aber nicht nur unser irreführendes Täterbild, das den Großteil der Täter ungesehen lässt. Unser Problem ist unser Männlichkeitsbild im Allgemeinen. In unserer Gesellschaft werden Männer dazu erzogen Grenzen zu überschreiten ohne sich selbst als Täter zu sehen. Die Selbstrexlexionsfähigkeit der Täter wir komplett unterbunden, indem Frauen als Eigentum anstatt als Menschen gesehen werden. Frauen werden Objektivierziert, sie werden nur als Objekte sexueller Begierde wahrgenommen.
Ein Objekt hat keine Grenzen, deshalb kann man mit einem Objekt machen was man will. Einem Objekt kann man nicht weh tun. Ein Objekt hat keine Rechte, keine Gefühle. Ein Objekt kann man nur besitzten, und Männer denken den Anspruch auf diesen Besitzt zu haben.

Um das Problem der Gewalt zu lösen, dürfen wir daher nicht nur auf die Opfer schauen, auch wenn diese jedwege Unterstützung und Solidarität verdient haben.
Aber um der Gewaltspirale zu entkommen, müssen wir umso mehr bei den Tätern sensibilisieren und anfangen ihnen Möglichkeiten der Reflexion und Selbsterkenntnis zu geben. Wir müssen  Erziehungsarbeit leisten und Emphatie zu unserem neuen Grundsatz werden lassen.

Denn Gewalt an Frauen passiert täglich überall rund um uns herum, ob in der Straßenbahn, im Internt oder zuhause in den eigenen 4 Wänden. Es beginnt bei abfälligen Bemerkungen und endet bei physischer Gewalt. Es ist längst überfällig, dass wir uns von diesem Verhalten verabschieden und als Gesellsachaft dagegen angehen, denn jeder sexistische Akt ist einer zu viel.
Es liegt an uns, jahrtausende alte Traditionen zu zerstören. Vor allem wir Männer müssen endlich anfangen uns anderen Männer in den Weg zu stellen, diese Männer zu maßregeln und unsere eigene Komfortzone zu verlassen.
Geht dagegen an, sprecht es an, setzt euch ein, um eine bessere Welt zu schaffen, in der Gewalt an Frauen nur mehr eine Legend ist.

 

 

Andreas auf Twitter: https://twitter.com/Andreas_Excel

 

„Unersättlich“ – Judith S.

Was ich an Männern wirklich hasse

Was ich an Männern wirklich hasse

Feministen, aber vor allem Feministinnen wird sehr oft unterstellt, dass sie alle Männer hassen. Ich möchte gleich vorweg nehmen, dass diese Aussagen genau das ist, eine Unterstellung. Ich kenne keine Feministin die wirklich alle Männer hasst. Einzelne Männer vielleicht, aber jeder hat die Freiheit ein anderes Individuum nicht zu mögen. Auch ich hasse Männer nicht. Im Gegenteil, einige Männer liebe ich über alles und ihre Meinung ist mir sehr viel wert.

Trotzdem gibt es einige Verhaltensweise, die typischerweise von Männer ausgehen, die ich wirklich nicht ausstehen kann. Auch Frauen haben gewisse Angewohnheiten die ich hasse, und darüber werde ich auch noch einen Artikel schreiben. Heute beginnen wir aber einmal mit dem „überlegenen Geschlecht“.

Disclaimer: Wenn ich Männer schreibe, meine ich nur jene einzelnen Männer, die sich dieser Verhaltensweisen bedienen. Wenn du dich also nicht angesprochen fühlst, bist du wahrscheinlich auch nicht gemeint. Ebenso spreche ich hauptsächlich von heterosexuellen Cis-Männern. (Cis = das Gegenteil von Trans) Mehr lesen

Donnerstagsdemo in Graz: Meine Rede

Donnerstagsdemo in Graz: Meine Rede

.Am 29.11.2018 fand die erste Donnerstagsdemo in Graz statt. Die Demo war sehr gut besucht, den Schätzungen zu folge waren zwischen 1500 und 4000 Menschen bei der Demo. Somit war der Auftakt in Graz ein voller Erfolg!

Für mich persönlich war die Demo etwas ganz besonderes, denn ich wurde gebeten dort eine Rede zu halten. Seit ungefähr einem Jahr bin ich als Aktionista* für das Frauenvolksbegehren tätig. Ich engagiere mich dafür, weil es meiner Meinung nach ein Umdenken bei Geschlechterverhätnissen braucht. Natürlich braucht es ein Umdenken in vielen Gebieten, aber irgendwo muss man ja beginnen. Auf jeden Fall, durfte ich bei der Demo als Aktionista* meine erste öffentliche Rede halten.

Erstens fühlte ich mich geehrt, dass ich als einfach Mensch meine Gedanken vor so vielen Menschen teilen durfte. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn die eigenen Stimme gehört wird. Für diese Chance möchte ich allen danken. Für all jene die interessiert was ich zu sagen hatte, habe ich meine Rede auch hier verewigt.

Meine Rede bei der Donnerstagsdemo in Graz:

Wir leben in unsicheren Zeiten. Durch den Kapitalismus ist alles exponentiell gewachsen. Unser Wissen, unsere Lebenserwartung, aber auch unsere Probleme. Als Menschheit mussten wir möglicherweise noch nie komplexere Probleme lösen. Unsere Politik scheint daran aber kein Interesse zu haben. Statt Lösungen zu finden, versucht die Politik uns ihre Doppelmoral als Allheilmittel zu verkaufen.

Scheinheilig wird den einzelnen Bürgern und Bürgerinnen der Klimawandel angekreidet, während Großkonzerne durch den Schutz der Politiker munter weiter unsere Lebensgrundlage zerstören. Gegen Flüchtlinge wird gehetzt und ihre Fluchtursachen werden in Frage gestellt, während unsere Politiker erst die Waffen liefern, die Menschen zum Flüchten zwingen. Sie wollen es leichter machen Familie und Beruf zu vereinbaren, dies machen sie indem die Kinderbetreuungsplätze kürzen. Sie schreiben sich Gewaltprävention auf die Fahnen und streichen trotzdem das Budget dafür. Es wird behauptet, der Staat hätte nicht das Geld, um Bürger und Bürgerinnen zu schützen. Gleichzeitig gibt es aber genügend Geld für Propaganda und Selbstbeweihräucherung. (All das ist Doppelmoral!)

Gerade Gewalt ist ein Thema, das uns alle betrifft. Wir alle kennen die Zahlen. Wir alle wissen, dass vor allem Frauen und Minderheiten von Gewalt betroffen sind. Jede fünfte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen und dreiviertel aller Frauen erleben sexuelle Belästigung. Das tragische an diesen Zahlen ist, dass zwei Drittel dieser Taten von Bekannten und Familienangehörigen ausgeübt werden. Wenn wir Frauen also erzählen, sie wären im öffentlichen Raum nicht sicher, dann lügen wir. Der Private Raum ist die größte Gefahr für Frauen. Lassen wir uns keine Angst vor dem öffentlichen Raum einreden, denn wer Angst vor diesem Raum hat wird ihn meiden und das ist genau was sie wollen. Wir sollen leise sein und uns ins Private zurückziehen. Aber wir werden nicht länger schweigen und wir lassen uns unsere Stimmen nicht mehr nehmen.

Wenn wir der Gewaltprävention die Mittel nehmen, verwehren wir den Opfern die Hilfe, die sie verdient haben. Aber auch den Tätern nehmen wir jede Chance auf Selbstreflexion, Hilfe und Veränderung. Nehmen wir der Gewaltprävention das Geld weg, wird es zwangsläufig zu mehr Gewalt kommen. Deshalb fordert das Frauenvolksbegehren einen Ausbau der Gewaltprävention, weil es uns alle betrifft! Schaffen wir einen Platz, eine Bewegung, in der Gewalt und Dominanz nicht mehr mit Stärke verwechselt werden. In der es kein Zeichen von Schwäche ist Fehler einzugestehen. Denn wir alle haben Fehler gemacht, und es erfordert Stärke diese zuzugeben. Brechen wir den zerstörerischen Kreislauf der Gewalt indem wir uns eingestehen, dass keiner von uns perfekt ist.

Beginnen wir mit damit zu Verzeihen, vor allem uns selbst aber auch den Menschen, die uns wehgetan haben. Hören wir damit auf ständig unsere Differenzen hervorzuheben und lasst uns lieber unsere Gemeinsamkeiten feiern. Sie versuchen uns mit alten Methoden und klassischen Rollenbildern unfrei zu halten. Sie berauben Männer um wertvolle Zeit mit ihren Kindern, und treiben Frauen in die finanzielle Abhängigkeit. Zynisch behaupten sie, man könnte alles schaffen, wenn man nur will. Dabei haben sie jegliche Lebensrealität aus den Augen verloren. Ihr Ziel ist es uns die Stimme zu nehmen und uns weiß zu machen, dass man alleine nichts ändern kann. Aber seht euch um! Wir sind nicht alleine. Wir sind mehr. Und wir können alles verändern!

In der Vorbereitung für den heutigen Tag, hat ein Bekannter mich gefragt wogegen wir den demonstrieren. Mich störte die Formulierung. Denn natürlich sind wir gegen gewisse Vorgehensweisen dieser Regierung. Viel wichtiger wäre aber die Frage wofür wir sind. Es ist einfach gegen etwas zu sein. Es ist viel schwieriger für etwas zu stehen. Aus diesem Grund möchte ich hier für etwas stehen, nämlich FÜR eine bessere Frauen- und Kinderpolitik, für eine bessere Migrationspolitik und für bessere Arbeitsbedingungen! Im Grunde: Für ein gutes Leben für uns ALLE!

Review: #Female Pleasure

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Female Pleasure ist ein Dokumentarfilm, der die Geschichte von 5 Frauen aus 5 verschiedenen Kulturräumen erzählt. Der Film stammt von Barbara Miller und ist am 16.11.2018 in den Kinos angelaufen. Hier der Trailer zum rein schnuppern:

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In dieser Reihe über die Sexuelle Revolution möchten wir uns ein paar Fragen stellen:

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  • War die Sexuelle Revolution wirklich eine Befreiung der Sexualität?
  • Welche Auswirkungen haben die verschiedenen Aspekte der Sexuellen Revolution heute?

Um diese Fragen klären zu können, braucht es eine Definition des Begriffs Sexuelle Revolution. Im Anschluss werden die Aspekte, die mit der Sexuellen Revolution in Verbindung stehen genau untersucht. Jeder Teil der Serie wird sich mit einem Aspekt der Sexuellen Revolution auseinander setzten. Die einzelnen Aspekte werden dabei genau beleuchtet werden. Am Ende der Serie, wenn alle Teile bearbeitet wurden, werden wir versuchen die gestellten Fragen zu beantworten. Viel Spaß mit diesem großen Thema 🙂 Mehr lesen

#Geschichtsstunde: Erster Weltkrieg, Heimatfront & Frauen

#Geschichtsstunde: Erster Weltkrieg, Heimatfront & Frauen

Unter dem Hashtag #Geschichtsstunde möchte ich hier ein paar längere Texte veröffentlichen. Dies hat den Grund, dass wir ein fundiertes Geschichtsbewusstsein benötigen um realpolitische Entscheidungen zu treffen. Wenn wir wissen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist, können wir daraus lernen. Geschichte ist Politik und nur wer beides versteht, kann für sich selbst die besten Entscheidugen treffen.

In der heutigen #Geschichtsstunde nehmen wir uns dem Gedenkjahr 2018 an und beleuchten den Ersten Weltkrieg etwas genauer. Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg, doch der Krieg hatte massive Auswirkungen für die Bevölkerung. Als Inspiration für diesen Text zählte eine meiner ersten Arbeiten auf der Universität. Ich habe den Text überarbeitet und passend für den Internetgebrauch gestalltet. Trotzdem möchte ich nicht garantieren, dass keine Zitationsfehler vorhanden sind. Falls jemand welche entdeckt, entschuldige ich mich dafür und bitte mir die Fehler bekannt zu geben, damit sie ausgebessert werden können. Für all jene, die noch keine Erfahrungen mit „wissenschaftlichen Arbeiten“ haben, kann hier einen kleinen Einblick erhaschen: Mehr lesen